Die 10 größten Fehler bei der Geldanlage

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Christian Kalthoff

11. August 2022

Lesezeit: 7 Minuten
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Christian Kalthoff

11. August 2022

Lesezeit: 7 Minuten

Fehler bei der Geldanlage

Fehler unterlaufen uns in allen Bereichen des Lebens und sind häufig sogar notwendig, um Lernprozesse anzuregen oder uns bei der eigenen Charakterentwicklung zu unterstützen. Allerdings können euch Fehler bei der Geldanlage teuer zu stehen kommen.

Gerade wenn es darum geht, sein eigenes Geld zu investieren, ist es enorm wichtig, eigene Erfahrungen zu machen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man Fehler wiederholen sollte, die andere bereits begangen haben. Wir zeigen euch daher 10 Fehler, die häufig beim Investment gemacht werden und wie ihr diese vermeiden könnt.

 

1. Produkte nicht verstehen

In Produkte oder Unternehmen zu investieren, deren Funktionsweise oder Geschäftsmodell man nicht versteht, kann sich schnell als kostspieliger Fehler herausstellen. Beispielsweise erwirbt Starinvestor Warren Buffett nur Anteile an Unternehmen, deren Geschäftsmodell er auch nachvollziehen kann. Um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man immer einen Überblick darüber haben, welchen Chancen und Risiken die Wertpapiere ausgesetzt sind, in die ihr euer Vermögen investiert.

Wer zu Beginn der Corona-Pandemie davon ausgegangen ist, dass es der Tourismus- und Veranstaltungsbranche schlechter gehen wird, hat somit ein wichtiges Umweltrisiko identifiziert. Diese Erkenntnis ist jedoch wertlos, wenn man im nächsten Schritt nicht realisiert, welche der eigenen Wertpapiere mit diesen Branchen in Verbindung stehen.

Die Eigenschaften verschiedener Anlageklassen nicht zu verstehen, resultiert ebenfalls oft in Schwierigkeiten. Habt ihr beispielsweise in einen Immobilienfonds investiert und wollt nun einige eurer Anteile verkaufen, um euch von dem Geld einen neuen Fernseher zu kaufen, kann sich dies als problematisch erweisen: Handelt es sich nämlich um einen geschlossenen Immobilienfonds, habt ihr in den ersten Jahren keine Möglichkeit, um an euer Geld zu gelangen. Macht euch also immer vorher mit allen Informationen vertraut, die euer Produkt betreffen.

Fehler bei der Geldanlage, nicht verstehen, Geschäftsmodell

Ihr solltet immer das Geschäftsmodell der Unternehmen verstehen, in die ihr investieren wollt.

 

2. Opportunitätskosten

In der Betriebswirtschaft bezeichnen Opportunitätskosten die entgangenen Gewinne, die man aufgrund von nicht genutzten Gelegenheiten verpasst hat. Zum Beispiel neigt ein Großteil der Deutschen dazu, viel zu viel Geld auf dem Girokonto oder auf Sparbüchern zu hinterlegen. Dort gibt es jedoch kaum nennenswerte Zinsen. Das Geld wäre daher besser in Aktien, Fonds oder ETFs investiert, die jedes Jahr durchschnittliche Wertsteigerungen im einstelligen Prozentbereich erwirtschaften. Um im Notfall liquide zu bleiben, sollte man maximal 3-4 Monatsgehälter auf dem Girokonto hinterlegen. Alles darüber hinaus wäre an anderer Stelle profitabler angelegt.

 

3. Alles auf ein Pferd setzen

Wer sein gesamtes Vermögen in eine Aktie investiert, darf sich nicht wundern, wenn irgendwann nicht mehr viel davon übrig ist. Um langfristig sein Geld zu vermehren, sollte man immer das eigene Portfolio diversifizieren. Das bedeutet, sein Risiko möglichst breit zu streuen, indem man verschiedene Wertpapiere erwirbt, deren Kurse unabhängig voneinander verlaufen. Dies kann man zum Beispiel erreichen, indem man Aktien von Unternehmen aus verschiedenen Branchen oder Ländern erwirbt.

Am besten ist es jedoch, über mehrere Anlageklassen hinweg zu diversifizieren. Wer sein Portfolio aus verschiedenen Produkten wie Fonds, ETFs, Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffen und Kryptowährungen zusammensetzt, kann sein Verlustrisiko nachhaltig reduzieren.

 

4. Kosten vernachlässigen

Häufig schauen Anfänger, wenn sie verschiedene Wertpapiere miteinander vergleichen, ausschließlich auf den Ertrag, den diese erwirtschaften. Dieser Wert ist jedoch nicht repräsentativ dafür, was ihr euch am Ende auf euer Konto auszahlen lassen könnt. Hier wurde nämlich die Kostenkomponente vernachlässigt.

Viele aktiv gemanagte Fonds erwirtschaften vergleichsweise hohe Renditen, verlangen dafür jedoch einen einmaligen Ausgabeaufschlag von 5% und jährliche Verwaltungsgebühren von 1,5%. Ein ETF, dessen Kurs über die Jahre etwas weniger gestiegen ist, kann sich dennoch mehr lohnen, wenn die Kosten nur einen Bruchteil der Fondsgebühren betragen.

Schaut euch beim Vergleich von Produkten also immer sowohl Erträge als auch Kosten an. Auch die Wahl eines Brokers, der euch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbietet, macht sich über einen längeren Zeitraum hinweg finanziell bemerkbar. Hier lassen sich im Jahr teilweise mehrere Hundert Euro sparen.

 

5. Der Herdentrieb 

Psychologie spielt eine wichtige Rolle, wenn es um das Angebot und die Nachfrage an den Finanzmärkten geht. Sinkt der Kurs eines Wertpapiers vergleichsweise stark, setzen aus Angst vor weiteren Verlusten häufig Panikverkäufe ein. Ihr solltet eure Entscheidungen jedoch immer rational und nicht emotional treffen. In solchen Situationen gilt es, die Ruhe zu bewahren und sich zu informieren, ob es einen nachvollziehbaren Grund für den Kurseinsturz gibt. Ist dies nicht der Fall, besteht eine gute Chance, dass es sich um Panikverkäufe handelt und sich der Kurs bald wieder erholen wird.

Das Gleiche gilt übrigens auch für den umgekehrten Fall. Über Internetforen werden oft „todsichere Anlagetipps“ verteilt, die zum Massenkauf bestimmter Titel verleiten. Treibt der Herdentrieb den Kurs eines Wertpapiers innerhalb kürzester Zeit in die Höhe, gilt es, besondere Vorsicht walten zu lassen. Die wenigsten Aktienkurse können sich langfristig auf einem derart hohen Niveau halten, wenn sie sich zu weit von den tatsächlichen Buchwerten des Unternehmens entfernt haben.

 

6. Risiken meiden

Nur eine kleine Minderheit kann als risikofreudig bezeichnet werden, wenn es um ihr Vermögen geht. Insbesondere wir Deutschen lieben es, Versicherungen abzuschließen und vermeiden daher Risiken, wann immer es möglich ist. Bei der Geldanlage besteht jedoch ein enger Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite. Ist man nicht dazu bereit, auch nur einen einzigen Euro Verlust hinzunehmen, wird man kaum Anlageformen finden, die nennenswerte Gewinne erwirtschaften.

Schwankungen sind an den Finanzmärkten etwas Alltägliches. Somit können Verluste nie ganz ausgeschlossen werden, allerdings gibt es auch für risikoaverse Anleger Möglichkeiten, ihr Geld gewinnbringend zu investieren. Das Verlustrisiko kann nämlich auf ein Minimum reduziert werden, wenn man mit einem langem Anlagehorizont von 10+ Jahren operiert, sein Portfolio diversifiziert und kontinuierlich spart, um von Zinseszinseffekten zu profitieren.

 

7. Zu viele Transaktionen

Viele Menschen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Geldanlage beschäftigen, unterliegen der Fehlannahme, dass hohe Gewinne durch regelmäßiges Kaufen und Verkaufen entstehen. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Der Wunsch, sein Geld aktiv vermehren zu wollen, ist nachvollziehbar. Man tut sich damit jedoch keinen Gefallen. Wer häufig Wertpapiere handelt und täglich Käufe oder Verkäufe durchführt, verfolgt die sogenannte Daytrading Strategie.

Für Anfänger ist diese jedoch nicht geeignet, da sie mit Glückspiel vergleichbar ist. Studien zeigen auf, dass über 90% der Daytrader Verluste vorweisen. Je mehr Transaktionen man durchführt, desto höher werden auch die Kosten.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es unsinnig wäre, ein gewisses Maß an Zeit für die eigene Geldanlage zu investieren. Gerade zu Beginn sollte man einiges an Recherche betreiben, um qualitativ hochwertige Produkte zu finden, die zu den individuellen Risiko- und Ertragsvorstellungen passen. Anstatt ständig Einzeltitel zu kaufen und verkaufen, investiert man in die ausgewählten Wertpapiere und hält diese anschließend langfristig.

Daytrading, Fehler bei der Geldanlage

Tägliches Kaufen und Verkaufen führt fast immer zu Verlusten, da eure Kosten in die Höhe schießen.

 

8. Den Markt timen

Niemand von uns besitzt eine Glaskugel, mit der er die künftige Entwicklung von Kursen vorhersehen kann. Gäbe es eine verlässliche Methode, um vorauszusagen, wie sich ein Wertpapier entwickelt, würden die Märkte nicht funktionieren.

Es gibt nur wenige professionelle Anleger, die es schaffen, den Markt zu schlagen. Dafür arbeiten diese jedoch in großen Gruppen rund um die Uhr und greifen auf verschiedene technische Hilfsmittel zurück. Privatanleger solltet daher nie versuchen, mit dem perfekten Timing in den Markt ein- oder auszusteigen. Selbst wenn eine Aktie gerade ihren neuen Höchstwert erreicht hat, ist nicht gesagt, dass sie nicht trotzdem in den nächsten zwei Jahren kontinuierlich wachsen wird. Wenn ihr wartet, dass die Aktie fällt, um sie dann günstig zu kaufen, verspielt ihr vielleicht eine Chance.

Macht euch über das optimale Timing daher keine großen Gedanken. Ihr könnt stattdessen einen monatlichen Sparplan einrichten, der diese Aufgabe für euch übernimmt: Ist der Kurs der Aktie niedrig, kauft euer Sparplan in dem Monat mehr Anteile, ist er hoch, kauft ihr weniger Anteile.

 

9. Ungeduldig sein

Geduld ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die man an den Finanzmärkten mitbringen sollte. Warren Buffett sagte einst: „Die Börse ist ein Mittel, um Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen zu transferieren.“

Daytrader, die ständig ihre Wertpapiere verkaufen, machen überwiegend Verluste, während die meisten langfristigen Investoren, konstante Gewinne erwirtschaften. Selbst wenn es in einem Jahr mal nicht so gut in eurem Portfolio aussieht, solltet ihr die Nerven bewahren und geduldig bleiben. Verkauft nie eure Wertpapiere aufgrund von Panik und reinvestiert eure Gewinne, um vom Zinseszinseffekt zu profitieren.

 

10. Zu lange warten

Dies hört sich wie ein Widerspruch zum letzten Tipp an, ist es aber nicht. Gemeint ist zu viel Geduld bei der Frage, ob man mit der Geldanlage anfangen sollte. Das Thema wird häufig aufgeschoben und durch typische Ausreden vermieden: „Ich habe keine Ahnung, wie man das macht.“ Oder: „Ich weiß nicht, was ich kaufen soll. Ich habe nicht genug Geld zur Verfügung oder beschäftige mich nächsten Monat damit.“

Je länger ihr wartet, desto mehr Chancen verpasst ihr. Jedes Jahr wachsen die großen Indizes durchschnittlich um 5%. Mit nur wenig Aufwand und geringen finanziellen Beträgen könnt ihr ebenfalls davon profitieren. Egal ob ihr für eure Altersvorsorge, eure Kinder, oder eure eigenen Wünsche Geld anlegt, früh anzufangen zahlt sich aus.

Abwarten

Wer zu lange abwartet, verpasst die Ertragschancen der Finanzmärkte.

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Finanzdenker Quiz - Fehler bei der Geldanlage

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