Anlagestrategien – Investieren mit Köpfchen
Inhalt
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Anlagestrategie ist ein Konzept, das einen Investor dabei unterstützt, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
- Um die passende Strategie zu finden, sollte man sich zunächst über seine individuellen Anlageziele, seinen Anlagehorizont und seine Risikopräferenzen im Klaren sein.
- Anlagestrategien, die höhere Renditechancen bieten, beinhalten häufig auch höhere Risiken.
- Für Einsteiger eignen sich besonders die Buy & Hold-Strategie, die Dividendenstrategie und die Index-Strategie. Diese Methoden können leicht umgesetzt werden und bieten gute Möglichkeiten zur Risikostreuung.
- Fortgeschrittene können darüber hinaus auch mit der Growth-Strategie oder dem Value Investing hohe Ertragschancen erzielen. Bei diesen Anlagestrategien ist etwas mehr Recherche notwendig.
Anlagestrategien
Anlagestrategien sind Konzepte für die Kapitalanlage, die euch dabei unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Wahl der passenden Anlagestrategie hängt stark von euren individuellen Präferenzen hinsichtlich Risiko und Rendite ab. Während manche Strategien auf konstante Renditen bei geringem Risiko abzielen, gibt es Alternativen, bei denen ein hohes Maß an Risiko eingegangen wird. Situationen mit hohem Risiko bieten nämlich in der Regel auch bessere Renditechancen.
Die zu euch passenden Anlagestrategien zu finden ist ein wichtiger Schritt, der insbesondere für Einsteiger, aber auch für Profis einen hohen Mehrwert bieten kann. Im Folgenden stellen wir euch einige Strategien vor, die von Experten in der Praxis eingesetzt werden. Je nach euren individuellen Zielen und Präferenzen könnt ihr euch für eine oder mehrere passende Strategien entscheiden.
Beliebte Strategien
Buy & Hold-Strategie
Die Buy & Hold-Strategie eignet sich besonders für Investoren mit einem langen Anlagehorizont. Wir sprechen hier von einer Anlagedauer von mindestens 10 Jahren.
Bei dieser Strategie erwirbt man viele Einzelaktien von verschiedenen Unternehmen (Buy) und hält diese anschließend über einen langen Zeitraum (Hold) in der Hoffnung, einen stetigen Wertzuwachs zu generieren. Die Idee hinter der Strategie ist, dass fast alle Aktien über einen langen Zeitraum betrachtet einen positiven Kurstrend aufweisen. Durch die langfristige Investition in viele verschiedene Unternehmen werden kurzfristige Kursschwankungen ausgeglichen. Starinvestoren wie Warren Buffett konnten durch diese Strategie über mehrere Jahrzehnte hinweg einen beachtlichen Erfolg vorweisen.
Die Strategie ist mit wenig Aufwand verbunden, da man lediglich eine Auswahl verschiedener Aktien treffen muss. Anschließend wartet man einfach ab und kann sich hoffentlich eines stetig wachsenden Vermögens erfreuen. Das Risiko dieser Strategie ist aufgrund der Diversifikation und des langen Anlagehorizonts vergleichsweise gering.
Warren Buffett gehört zu den erfolgreichsten Vertretern der Buy & Hold-Strategie.
Dividendenstrategie
Die Dividende bezeichnet die jährliche Ausschüttung von Teilen des Unternehmensgewinns an die Anteilseigner. Bei der Dividendenstrategie investiert man in Unternehmen, die in der Vergangenheit vergleichsweise hohe Dividenden ausgezahlt haben oder deren Dividende in den letzten Jahren stetig angestiegen ist. Die Daten zu den historischen Dividendenausschüttungen von Unternehmen können auf Börsenseiten wie Onvista nachgeschlagen werden.
Um die Dividende verschiedener Aktiengesellschaften miteinander zu vergleichen, darf man nicht vergessen, die ausgeschüttete Summe pro Anteil durch den damaligen Kurswert der Aktie zu teilen. So erhält man einen prozentualen Wert über den Unternehmen miteinander verglichen werden können. Häufig weisen Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten, geringere Kursgewinne auf, da weniger vom Unternehmensgewinn in ertragreiche Projekte reinvestiert wird.
Der Vorteil der Strategie ist, dass man jährliche Auszahlungen aus seinem Investment bekommt, die man theoretisch direkt wieder am Kapitalmarkt anlegen kann. Unternehmen sind jedoch nicht verpflichtet, eine Dividende auszuzahlen. Es kann also passieren, dass Unternehmen, die in der Vergangenheit hohe Dividenden ausgeschüttet haben, in weniger erfolgreichen Jahren auf eine solche Auszahlung verzichten. Das Risiko der Dividendenstrategie liegt im geringen bis mittleren Bereich.
BMW gehört mit einer Dividendenrendite von über 6% zu den höchst-ausschüttenden Unternehmen des DAX.
Growth-, Size- und Value-Strategie
Bei diesen Anlagestrategien handelt es sich im Grunde genommen um drei verschiedene Ansätze, die jedoch alle gleich funktionieren und bloß ihren Fokus auf verschiedene Merkmale von Unternehmen legen:
Bei der Growth-Strategie erwirbt man Aktien von Unternehmen, die ein hohes Potenzial für künftiges Wachstum aufweisen. Häufig sind dies junge Unternehmen aus lukrativen Branchen, FinTechs oder Start-Ups mit innovativen Ideen. Das Risiko der Growth-Strategie ist sehr hoch, da neu gegründete Unternehmen häufig insolvent gehen. Dafür lassen sich mit dieser Strategie aber auch hohe Renditen erzielen.
Die Size-Strategie setzt auf Aktien von großen und etablierten Unternehmen. Viele dieser Unternehmen sind in den gängigen Indizes der jeweiligen Länder vertreten. Große Unternehmen haben häufig eigene Abteilungen, die sich mit der Reduktion und Prävention von Risiken beschäftigen. Dadurch ist es unwahrscheinlicher, dass die Aktienkurse dieser Unternehmen hohen Kursschwankungen unterworfen sind. Konstante Kurssteigerungen, Stabilität und moderate Risiken sind Merkmale der Size-Strategie.
Bei der Value-Strategie, die auch als Value-Investing bezeichnet wird, geht es darum, durch die Fundamentalanalyse den sogenannten inneren Wert oder auch realen Wert einer Aktie zu berechnen. Dabei werden verschiedene Unternehmenskennzahlen miteinbezogen, die Rückschlüsse über einen „fairen“ Wert des Unternehmens ermöglichen. Anschließend werden einzelne Wertpapiere gekauft, die unterbewertet sind, also deren innerer Wert oberhalb des aktuellen Aktienkurses liegt.
Index-Strategie
Im Gegensatz zu den vorherigen Strategien, bei denen eine Auswahl einzelner Aktien gekauft wird, erwirbt man bei der Index-Strategie sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds). ETFs bilden einen gesamten Index wie zum Beispiel den DAX nach. Mit einem DAX-ETF investiert man über ein einziges Wertpapier in alle 40 Unternehmen des Deutschen Aktienindex. Man kann in so gut wie jeden Index über den passenden ETF investieren und auf diese Weise von den Renditen von Rohstoffen, Kryptowährungen, europäischen Aktien, internationalen Aktien oder auch Rententiteln profitieren.
Bei der Index-Strategie handelt es sich um eine passive Anlagestrategie, die aufgrund ihrer niedrigen Kosten, ihrer einfachen Ausführung und ihrer breiten Risikostreuung besonders für Einsteiger geeignet ist. Mehr zu ETFs könnt ihr in unserem Artikel: ETFs – Unsere Empfehlung für die Geldanlage nachlesen.
Mit ETFs senkt ihr das Verlustrisiko, indem ihr euer Vermögen breit streut.
Antizyklische Strategie
Diese Methode basiert auf der Maxime: Kaufe die Verlierer und verkaufe die Gewinner. Sobald die Aktienkurse eines Unternehmens fallen, weil andere Investoren nicht an den Erfolg glauben und ihre Aktien verkaufen, ist laut der antizyklischen Strategie der richtige Zeitpunkt gekommen, um Aktien dieses Unternehmens zu erwerben. Steigt der Wert der Aktien wieder, verkauft man seine Anteile mit hohem Gewinn, da man zu einem Zeitpunkt eingestiegen ist, an dem man die Aktien billig einkaufen konnte. Da man jedoch nie weiß, wann eine Aktie ihren Tiefpunkt erreicht hat, ist es in der Praxis reine Glückssache, ob man den richtigen Zeitpunkt erwischt. Die antizyklische Strategie geht somit ein hohes Risiko ein.
Als eine Form der antizyklischen Strategie, wartet man bei der Krisenstrategie mit der Geldanlage, bis es zu einer Umwelt- oder Finanzkrise kommt. Während Krisen verkaufen viele Aktionäre aus Angst vor hohen Verlusten ihre Anteile. Dadurch sinken die Kurse und man erhält die Chance, günstig Aktien zu erwerben.
Prozyklische Strategie
Die prozyklische Strategie bildet das direkte Gegenteil zu der antizyklischen Strategie. Anstatt in Unternehmen zu investieren, die sich in einem Abschwung befinden, investiert man in Aktien von Unternehmen, denen es aktuell und voraussichtlich auch in nächster Zeit wirtschaftlich gut geht. Die Strategie wird auch als Momentum Investing bezeichnet, da man davon ausgeht, dass sich ein aktueller Trend auch in Zukunft fortsetzen wird.
Sowohl bei der prozyklischen als auch bei der antizyklischen Strategie spielen der Kaufs- und Verkaufszeitpunkt eine wichtige Rolle.
Chartanalyse
Bei dieser Strategie versucht man, durch die Analyse des Aktiencharts eines Unternehmens Trendlinien zu bestimmen. Bei der Chartanalyse werden verschiedene Faktoren wie Volatilität, Momentum oder Standardabweichung berücksichtigt, um eine Prognose über die zukünftige Entwicklung einer Aktie aufstellen zu können.
Da Chartanalysen sehr komplex sind, ist diese Strategie für Anfänger nicht besonders geeignet. Zudem lassen sich aus historischen Kursentwicklungen nur bedingt Aussagen zur künftigen Entwicklung einer Aktie treffen. Es kann sich lohnen, vor dem Kauf einer Aktie zusätzlich die Chartanalysen von Experten zu Rate zu ziehen. Eine Investition auf alleiniger Basis dieser Strategie ist jedoch nicht zu empfehlen.
Chartanalysen sind sowohl in ihrer Erstellung als auch ihrer Deutung kompliziert. Anfänger sollten auf andere Strategien zurückgreifen.
Daytrading
Beim Daytrading steht die Rendite klar im Vordergrund. Man versucht möglichst schnell eine hohe Rendite zu erzielen, häufig auch unter Zuhilfenahme von Hebelprodukten und Derivaten. Im Gegensatz zu langfristigen Anlagestrategien liegt die Haltedauer hier im Bereich von Stunden oder Tagen anstatt von Jahren.
Den Ertragschancen steht ein enormes Risiko gegenüber. Von allen Anlagestrategien ist es beim Daytrading am wahrscheinlichsten, seinen gesamten Einsatz zu verlieren. In der Praxis wird Daytrading deshalb auch häufig mit Glücksspiel verglichen und ist sowohl für Einsteiger als auch für Profis nicht zu empfehlen. Die überwiegende Mehrheit der Daytrader macht Verluste. Entscheidet man sich dennoch fürs Daytrading, sollte man nur Geld einsetzen, auf das man notfalls verzichten kann.