Deflation – Der Sonderschlussverkauf der Wirtschaft
Inhalt
Das Wichtigste in Kürze
- Deflation bezeichnet den Prozess der stetigen Preissenkungen einer Volkswirtschaft.
- Sie entstehen häufig in wirtschaftlichen Tiefphasen, oder wenn das Angebot einer Volkswirtschaft die vorhandene Geldmenge übersteigt.
- Deflationen sind das Gegenstück zur Inflation. Man erkennt sie an einer negativen Inflationsrate.
- Eine Deflation löst einen makroökonomischen Kreislauf aus, der zu Einbrüchen in der Volkswirtschaft führt. Daher versuchen Politik und Zentralbanken durch verschiedene Maßnahmen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu erhöhen, um einer Deflation vorzubeugen.
- In der Praxis kommen negative Inflationsraten nur selten vor. Die letzte große Deflation mit weltweiten Auswirkungen ereignete sich in den 1930er-Jahren.
Was ist eine Deflation?
Bei einer Deflation handelt es sich um das Gegenstück zur Inflation. Der Begriff beschreibt den Prozess der stetigen Preissenkungen in einem Land, sodass Güter und Dienstleistungen kontinuierlich günstiger werden. Das geschieht häufig dann, wenn der produzierten Gütermenge eines Landes eine zu geringe Geldmenge gegenübersteht. Das Angebot ist größer als die Nachfrage, sodass in der Folge die Preise sinken. Gründe dafür könnten eine Überproduktion von Gütern oder Maßnahmen der Zentralbanken zur Reduktion der Geldmenge sein. Eine Deflation erkennt man daran, dass die ausgewiesene Inflationsrate eines Landes negativ ist.
Für das Jahr 2022 werden für europäische Länder besonders hohe Inflationsraten prognostiziert.
Welche Gefahren entstehen durch eine Deflation?
Sinkende Preise für Güter und Dienstleistungen hören sich aus Konsumentensicht zunächst nicht nach einem großen Problem an. Wahrscheinlich würden es die meisten Menschen sogar bevorzugen, wenn die Produkte, die sie regelmäßig kaufen, immer günstiger statt teurer werden würden.
Hier versteckt sich jedoch ein makroökonomischer Kreislauf, der verheerende Auswirkungen für eine Volkswirtschaft haben kann: Die ständigen Preissenkungen führen im ersten Schritt dazu, dass Unternehmen geringere Gewinne erzielen. Dies hat zur Folge, dass die Unternehmen einerseits weniger Geld für Forschungen und Investitionen ausgeben und andererseits ihre Güterproduktion senken, indem Angestellte entlassen oder ganze Betriebe geschlossen werden. Die erhöhte Arbeitslosigkeit führt zu Einkommensverlusten und zu einer geringeren Nachfrage nach Gütern. Wenn weniger Güter gekauft werden, sinken auch die Steuereinnahmen des Staates und die gesamte Wirtschaftsleistung eines Landes leidet zunehmend.
Wie wird eine Deflation verhindert?
Negative Inflationsraten entstehen häufig dann, wenn sich ein Land in einer wirtschaftlichen Tiefphase (Depression) befindet.
Ein Konjunkturzyklus ähnelt einer Sinuskurve und beinhaltet 4 Phasen.
Um diesen Zustand zu verhindern, sind vor allem wirtschaftspolitische Maßnahmen erforderlich. Diese zielen darauf ab, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage eines Landes zu erhöhen, um so der ökonomischen Tiefphase zu entkommen.
Beispiele für mögliche Maßnahmen sind die Unterstützung von Haushalten durch Steuerentlastungen oder Zuschüsse, eine Erhöhung der Ausgaben für den öffentlichen Sektor sowie Erleichterung bei der Kreditvergabe und staatliche Konsumanreize. Damit es im Euro-Wirtschaftsraum nicht zu negativen Inflationsraten kommt, verfolgt die Europäische Zentralbank (EZB) bereits seit vielen Jahren eine Niedrigzinspolitik. Aufgrund der niedrigen Zinsen auf klassische Sparanlagen lohnt es sich kaum noch, sein Geld in Sparbücher oder kurzfristige Termingelder zu investieren. Dafür werden derzeit mehr Kredite aufgenommen und Geld für größere Investitionen ausgegeben.
Beispiele für eine Deflation
Eine Deflation kommt in der Praxis nur selten vor. In Deutschland kam es in den letzten 70 Jahren nur in 3 Jahren zu negativen Inflationsraten. Laut einer Prognose der EU-Kommission, wird kein europäisches Land für das Jahr 2022 eine Deflation vorweisen. Die letzte große Deflation mit weltweiten Auswirkungen entstand in den 1930er-Jahren, in deren Folge es zur Weltwirtschaftskrise kam. Auslöser damals war die Geldpolitik der US-Notenbank, die ihre Geldmenge um 30% senkte. Aufgrund der daraus entstandenen Probleme forderten die USA ihre Kredite an Deutschland zurück. Durch den Geldabfluss sank die Geldmenge in Deutschland drastisch.
Der typische Kreislauf setzte ein: Gehälter sanken, die Arbeitslosigkeit stieg schlagartig auf 20% an und die Preise brachen ein. Die konjunkturellen Folgen der Weltwirtschaftskrise und die damalige Deflationspolitik von Heinrich Brüning (erster Reichskanzler der Weimarer Republik), bei der Lohn- und Preissenkungen staatlich verordnet wurden, verschärften die Situation in Deutschland weiter.